Telescope House
Situation / Architektur
Das Grundstück befindet sich in Grafenberg, einem Dorf in der Nähe von Stuttgart. Der Charakter des Ortes wird geprägt durch den Typus der Dorfstrasse, an dem sich die Typologie der Scheune (Wirtschaftshaus mit integriertem Wohnhaus) aufreiht. In der zweiten Reihe wurden hinter der Dorfstrasse weitere ländliche Typologien wie Wirtschaftsbauten, Bienenhäuser, Backhäuser, Kapellen und Nutzbauten errichtet. In der jüngeren Geschichte des Ortes wurden zunehmend Wohnhäuser gebaut, die mit der ursprünglichen dörflichen Struktur und den Typologien nichts zu tun haben und zu einer Zersiedelung des Ortes führen. Um dem entgegenzuwirken, bildet das Volumen städtebaulich einen Hof und schafft damit die Beziehung zu den bestehenden Gebäuden der Dorfstruktur und einen neuen halböffentlichen Raum in zweiter Reihe.
Gebäude / Konzept / Konstruktion
Die Idee des Baukörpers ist es vier Schnitte der vorgefundenen Typologien aneinanderzureihen. Diesen vier Schnitten wird eine entsprechende Nutzung zugewiesen. So bekommt das nördliche Atelier die Form einer Kapelle. Der Essraum in Form einer Scheune wird nach Süden an den Hof orientiert, um an das Dorf anzuknüpfen. Die Aussenfassaden der vier Schichten verjüngen sich hangabwärts und ermöglichen den maximalen Lichteinfall von Norden und den Ausblick aus jeder Raumschicht auf das Tal. Im Inneren des Hauses faltet sich die Bodenplatte hangseitig nach unten und erzeugt im Erdgeschoss eine artifizielle Landschaft. Die Aussenwände werden als tragende Massivholzscheiben errichtet, zusammen mit dem flachgeneigten Dach, welches die Baukörper zusammenfasst, wird der Charakter eines ländlichen Wirtschaftgebäudes unterstützt.
Material / Konstruktion
Die verwendeten Materialien sind der Umgebung entliehen und spiegeln den pragmatischen ländlichen Kontext wieder, greifen bestehende Stilmerkmale auf und interpretiert diese.Durch die einfache Bauweise mit wenigen Konstruktionsschichten werden die Oberflächen überwiegend roh belassen und erhalten durch eine Lasur oder Ölung eine Veredelung und Sichtbarkeit. Die massiven Holzwände aus Fichte werden als fertige Wandoberflächen belassen und lediglich weiss lasiert, der Holzbau bleibt somit subtil wahrnehmbar. Der Zementestrich am Boden ist geschliffenen und bleibt ohne weiteren Belag. Die sägerauen Bretter der Fassade sind schwarz gestrichen und zitieren mit der schwarzen Welleindeckung die landwirtschaftlichen Scheunen.
credits
Florian Kaiser Architekt / mehr* architekten
Autor / Architekt
Florian Kaiser Architekt
Ausführende Architekten
mehr* architekten
Team David Brodbeck, Dennis Miller, Jens Rössler
Fotos Sebastian Schels